Georg Philipp Harsdörffer

Der Sommer

Nun kommt, ihr Frommen, laßt uns eilen,
Zu schauen dieser Zeiten Gut,
Den Reichtum, der nicht lang kann weilen,
Und schnell verrauschet, wie die Flut.
In dieser Welt nichts lang besteht,
Wo ihr Bestand wie Tand vergeht.

Der diese Feld und Wälder bauet,
Ist höchsten Lobs und Rühmens wert,
Der sie befruchtet und betauet,
Beschützt, erhält und reichlich nährt.
Er krönt das Jahr mit seinem Gut
Und gibt uns Menschen freien Mut.

Es grünt der Wald mit frechen Sprossen,
Die Bienlein finden ihre Kost,
Die Reben sind hoch aufgeschossen
Und machen hoffen guten Most;
Man hört der Lerchen hellen Klang
Und mancher Nachtigall Gesang.

Ein jedes Tier kann sich erfüllen,
Allein der Mensch wird nimmer satt:
Er plaget sich mit Sorgengrillen,
Die er sich selbst geheget hat.
Mehr Reisegeld wünscht er sich mit,
Wenn er fast tut den letzten Schritt.

Wir wollen unsre Werke stellen
Auf Gottes Willen, Ehr und Preis;
Sonst wird die Erd uns zu der Höllen,
Die uns kann sein ein Paradeis,
Wenn unser Leben englisch ist,
Keusch, ohne Sünd und falsche List.

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