Gustav Pfizer

Die Sommergeister

Sommers laufen in Mittagsglut,
Ohne die Sohlen zu ritzen,
Luftige Geister ohne Blut
Über der Ähren Spitzen.

Wenn die Erde recht dürr und heiß,
Werden sie erst lebendig;
Wenn der Himmel vor Hitze weiß,
Spielen sie fort beständig.

Jedes Wölkchen die Kinder verscheucht,
Daß sie sich eilig verschlupfen;
Wenn ihnen würden die Füßchen feucht,
Stürben sie hin am Schnupfen.

Leicht gekleidet im güldnen Hemd,
Glänzen die weißen Gliedchen;
In silberner Sprache, seltsam und fremd,
Singen sie köstliche Liedchen.

Doch wenn die Sichel mit drohendem Schall
Schwingen gebräunte Hände,
Dann hat der glänzende Kinderball,
Das Spiel des Sommers ein Ende.

(1835)

Quelle:
„Vom Reichtum der deutschen Seele – Ein Hausbuch deutscher Lyrik“
hrsg. v. Georg Virnsberg, verlegt bei Dollheimer, Leipzig, 1928

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