Johannes Trojan

Herbst

Rot wird das Laub am wilden Wein;
die Luft geht schon so herbstlich kühl.
Das Eichhorn sagt: »Jetzt fahr ich ein;
schon lose sitzt die Nuss am Stiel.«

Dem Sperling geht's nicht schlecht; er speist
den ganzen Tag, bald hier, bald dort.
Er sagt: »Die Schwalb' ist schon verreist,
gut, dass sie fort! Gut, dass sie fort!«

Im Garten um den Rosenstrauch,
da klingt ganz anders das Gered'!
Ein Blümlein spricht: »Merkt ihr's nicht auch?
Es wird so trüb, so still und öd.

Das Bienchen flog doch sonst so flink
bei uns umher – wo ist es nun?
Weiß eines was vom Schmetterling?
Der hatt' sonst hier so viel zu tun.«

Ein zweites sagt: »Eh man's gedacht,
kommt schon die Nacht und weilt so lang.
Wie lieblich war doch einst die Nacht!
Nun ist sie gar unheimlich bang.

Wie muss man warten morgens früh,
bis dass die Sonn' guckt übern Zaun!
Ach, und ganz anders wärmte sie,
als sie noch gern uns mochte schaun!«

Ein drittes drauf: »Mir sinkt der Mut;
der Morgentau, der ist so kalt!«
Die Spinne sagt: »Es wird noch gut!«
Ach, wenn's nur würd'! Und würd's doch bald!

Nur einmal noch so, wie es war,
nur ein paar sonn'ge Tage noch!
's wird nicht mehr viel – ich seh es klar;
und leben, leben möcht' man doch!

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