Filip von Zesen

An seine lieb- und hold-sälige Adelmund/
Gegen-hüpfendes Lied.

1.
Wie ist es / hat Liebe mein Leben besessen?
wie? oder befündt sie sich leiblich in mier /
o liebliches Leben? Wem sol ichs zu-messen /
daß meine gebeine so zittern für Ihr?
Ich gehe verirret / verwirret / und trübe /
und stehe vertieffet in lieblicher liebe.

2.
die ächzenden lüfte / die seufzenden winde /
die lächzende zunge / der augen gewirr' /
das böben der glieder / macht / daß ich verschwinde /
daß ich mich in meinen gedanken verirr'?
Ach! Schöne / Sie schone der schwächlichen seelen /
wan sie das gebrächliche herzte will kwelen.

3.
Ihr übliches lieblen / o liebliches Leben /
der lieblenden äugelein fröhlicher blitz /
macht / daß ich verzükket herrümher mus schweben /
ja /daß ich verlüre gedanken und witz.
das liebliche singen der zitternden zungen
hat mir das hertze durch-drungen / bezwungen.

4.
Sie lieb ich / Sie lob' ich / Ihr leb' ich zu liebe /
Sie ehr' ich / sie höhr' ich / Ihr kehr' ich mich zu:
Sie machet es / daß ich im lieben mich übe /
daß ich verschertze die hertzliche ruh.
Sie schreib' ich / mich treib' ich / Ihr bleib ich ergeben /
Sie denk' ich / mich kränk' ich / Ihr schenk' ich mein leben.

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