Dort auf jenem kleinen Hügel
An dem grünbewachsnen Feldrand
Rund und trotzig steht des Dorfes
Lehmbeworfner alter Ofen,
Gähnt mit seines Schlundes schwarzem
Halbrund in die grünen Saaten,
Und der Wind, der lose Wandrer,
Fährt ihm in den dunklen Rachen,
Kreiselt in der leeren Höhlung.
Saust hinaus, wo er hereinkam,
Und im Rauschen und im Sausen
Raunt der alte Ofen also:
»Grüne Saaten, wind'ge Halme,
Nimmer denken sie der Zukunft,
Nimmer an das dunkle Ende!
Saugen dankbarlich den Regen,
Dehnen sich im Schein der Sonne,
Neigen wogend, wenn der Wind weht
Ihre Häupter mit Geflüster,
Immer schwatzend, immer lustig,
Nimmer denkend an das Einstmals!
Und ich steh' doch hier am Feldrand
Steh' wie ein memento mori!
Zu verschlingen diese grünen
Leichtbefiederten Gesellen
Einstmals, wenn die Zeit erfüllt ist,
Wenn die sommerliche Sonne
Gelbte ihre grünen Häupter,
Wenn die Sichel sie gefällt hat,
Wenn der Mühlstein sie zerrieben,
Wenn die Magd sie wohl geknetet!
Alles hier in meinen weiten
Wohlgehöhlten Bauch zu fassen
Steh' ich da: memento mori!«
Auf dem Feld die Weizenhalme
Hörten nicht auf das Gebrumme
Dieses alten Hypochonders,
Sogen dankbarlich den Regen,
Dehnten sich im Schein der Sonne,
Neigten wogend vor dem Windhauch
Ihre Häupter mit Geflüster,
Immer schwatzend, immer lustig.
Und im wispernden Gewoge
Klang es fast wie eine Antwort,
Wie ein Chor von abertausend
Hold verwirrten Flüsterstimmen
»Wie so lieblich, wie so lustig,
Wie so schön ist doch die Welt!«
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