Auf der schönen grünen Wiese
Tiefe warme Schatten werfend
Liegt der stille, goldgetränkte,
Letzte Abendsonnenschimmer
Lerchenklang in hohen Lüften,
Und der Wind schläft in den Zweigen –
Kaum erzittert leis ein Grashalm.
Dort am Ufer auf der Weide
Grauem Stamm, der hingebogen
Sich im dunkeln Weiher spiegelt,
Weissgekleidet sitzt ein Mädchen.
Goldne aufgelöste Haarfluth
Wallet um das stille Antlitz,
Wie sie nieder in das klare
Spiegelhelle Wasser blicket, –
Und sie grüsst ihr Spiegelabbild,
Nickt und lächelt, und da drunten
Nickt und lächelt hold es wieder.
Und ein Strauch von wilden Rosen,
Der mit hundert schönen Blüthen
Neben ihr im Grund sich spiegelt,
Schaut mit all den Rosenaugen
Aus dem Spiegel ihr entgegen.
Goldne Haarfluth – ros'ge Wangen –
Grün Gezweige – rothe Rosen.
Und das Mädchen neigt ein Zweiglein,
Neigt es hin an ihre Lippen,
Und sie küsst die zarte Rose,
Schaut's im Spiegel und erröthet.
Doch ein Blatt, gelöst vom Kusse
Flattert auf das Wasser nieder,
Trübt das Bild mit leisen Ringen.
Mägdlein schaut in das Gezitter,
Bis das Bild sich wieder kläret,
Und sie küsst die Rose wieder,
Sinnt und schauet in die Ferne.
Dämmernd sinket nun der Abend –
Singend steigt sie, die den letzten
Späten Abendstrahl getrunken,
Singend steigt die Lerche nieder.
Und das Mädchen still und sinnend
Wandelt durch die grüne Wiese,
Bis das weisse Kleid im Dunkel
Jener Gartenbäume schwindet,
Draus das Landhaus hell hervorschaut.
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