(Aus den Privatliedern eines Romanschriftstellers.)
Verse schrieb ich, viel und fleissig,
Als ich jung war und nicht klug,
Täglich wohl so an die dreissig
Und, das denk' ich, ist genug!
Voll Empfindung bis zum Rande,
Voll Gefühl und voll Genie,
Und sie reisten durch die Lande,
Aber niemand wollte sie!
Dieses war mir recht verdrießlich
Und gefiel mir gar nicht sehr:
Essen will doch jeder schließlich,
Aber trinken fast noch mehr.
Und ich machte mir ein Schema,
Und Romane schrieb ich schnell,
Fueilletons auf jedes Thema,
Immer spannend und "actuell"!
Dieses war der Welt plaisirlich,
Dieses brachte auch was ein:
Austern ass ich ganz manierlich,
Trank dazu den besten Wein!
Lasse jetzt die Feder gleiten,
Wie sie will und wie sie mag:
Verse mach' ich nur zu Zeiten
So am Sonntagnachmittag.
Denn, was hilft mir eine Mühle,
Drinnen man kein Mehl gewinnt.
Und was nützen die Gefühle,
Wenn sie nicht verkäuflich sind?
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