Theodor Däubler
Glocken erschallen!
Von ruhmvollem Dom
Locken und hallen
Die Rufe von Rom!
Schon folgen die Leute
Dem klingenden Strom.
– Sonntag ist heute –
Frohlockende Glocken,
Ihr greift mir ins Herz!
Der Äther ist trocken,
Und klar schwingt das Erz.
Kampaniens Kampanen,
Erweckt doch in allen
Ein gläubiges Ahnen!
In schallenden Hallen
Ergeht sich der Geist:
O Rom, du verzeihst
Dem Geist, der entgleist!
Der Frühling erglitzert:
Von Liedern bezwitschert,
Umblühen die Bäume
Jungfräuliche Schäume.
Jetzt tönen auch Schellen
Von Klöstern, Kapellen,
Und selbst bis in Zellen
Dringt Jubelgetön:
Ja, alles wird schön!
Auf schneeigen Höhn
Verflattert der Föhn!
Duftender Schaum
Steigt durch den Raum:
Das Frühlingserblühn
Verschüttet das Grün.
Wie, alles vergeht?
Der Westwind zerweht.
Nein! Bläue, die währt,
Hat alles verklärt!
Fromme Gesänge
Beleben die Hänge.
Menschliche Schlangen,
Voll Gottesverlangen,
Durchziehen die Felder.
Dann bergen sie Wälder!
Oft hör ich Gebimmel:
Da seh ich Gewimmel,
Auch scheinen hoch Fahnen
Zu drohn und zu mahnen;
Das freut wohl den Himmel,
Denn niemals noch war
Der Äther so klar.
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