Christian Fürchtegott Gellert
Ich hab' in guten Stunden
Des Lebens Glück empfunden
Und Freuden ohne Zahl.
So will ich denn gelassen
Mich auch im Leiden fassen;
Welch' Leben hat nicht seine Qual?
Ja, Herr, ich bin ein Sünder,
Du züchtigst stets gelinder,
Als es der Mensch verdient.
Will ich, beschwert von Schulden,
kein zeitlich Weh erdulden,
Das doch zu meinem Besten dient?
Dir will ich mich ergeben,
Nicht meine Ruh', mein Leben
Mehr lieben als den Herrn.
Dir, Gott, will ich vertrauen
Und nicht auf Menschen bauen;
Du hilfst und du errettest gern.
Lass' du mich Gnaden finden,
Mich alle meinen Sünden
Erkennen und bereu'n.
Jetzt hat mein Geist noch Kräfte;
Sein Heil lass mein' Geschäfte,
Dein Wort mir Trost und Leben sein.
Wenn ich in Christo sterbe,
Bin ich des Himmels Erbe;
Was schreckt mich Grab und Tod?
Auch auf des Todes Pfade
Vertrau' ich deiner Gnade;
Du bist bei mir in aller Not.
Ich will dem Kummer wehren,
Gott durch Geduld verehren,
Im Glauben zu ihm steh'n.
Ich will den Tod bedenken;
Der Herr wird alles lenken,
Und was mir gut ist, wird gescheh'n.
aus „Geistliche Oden und Lieder“
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