Martin Greif
Strahlender Sommertag,
Der du aus reinen Höh'n
Froh dich herabschwangst,
Günstiger Herrscher,
Sei uns gegrüßt!
Licht- und farbenreich,
Rosenbekränzt die heitere Stirne,
Nahst du auf blauer Bahn
Und zerteilst behende
Fließender Dämmerwolken
Leicht gewebten Vorhang.
Morgendlicher Eile voll,
Nach dem Erntefeld begierig,
Strebst du der Sonne zu,
Die am Rand der ruhenden Erde
Früh emporgetaucht
Dein schon harrt
Und im Mutterstolz
Auf den kommenden Liebling
Heftet ihr stetes Flammenauge.
Aber noch decket Kühle die Flur
Und die tausend Wesen,
Die sie heimlich nähret,
Trinken an milchreicher Brust
Nährenden Tau der Frühe.
Doch es hält kein Schatten Stand,
Allgemach erlöschen rings
Auf des Grases Spitzen
Letzte funkelnde Tropfen.
Dampfender Schwüle Nebel
Überbreitet dunstig
Alles Gefilde,
Und die gereinigten Höhen
Füllt unendlicher
Trunkener Lichtglanz.
Wen nicht ein Kummer bedrückt
Oder ein heimlicher Vorwurf,
Der genießt dich entzückungsvoll,
Strahlender Sommertag,
Und erfreut sich deiner
Frohen glorreichen Helle.
In der benetzten Blume Schoß
Taumelnd festgesogen
Säumt die goldne Honigbiene
Und vergißt den Heimflug.
Ihres regen Atems froh
Trillert im hohen Äther
Einsam die junge Lerche.
Hinter seinen Garben her
Schreitet munter singend
Unverdrossen der braune Schnitter.
Auch mich erfüllet mit Trunkenheit
Dein gewaltig Licht,
Strahlender Sommertag,
Und ich verspüre eines schaffenden Hauches
Mutig Wehen im Busen.
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