Henriette von Hayn

Weil ich Jesu Schäflein bin

Weil ich Jesu Schäflein bin
freu ich mich nur immerhin
über meinen guten Hirten,
der mich schön weiß zu bewirten,
der mich liebet, der mich kennt,
und bei meinem Namen nennt.

Unter seinem sanften Stab
geh ich aus und ein und hab
unaussprechlich süße Weide,
daß ich keinen Hunger leide;
und sooft ich durstig bin,
führt er mich zum Brunnquell hin.

Mein Erbarmer leitet mich
sicher und behutsamlich,
gibt mir auch wohl Salz zu lecken,
meinen Durst recht zu erwecken
nach dem roten Wundenbach,
wenn ich kränklich bin und schwach.

Er hat mich hinaus ins Feld
zu der Lämmer Hut bestellt
und ich darf in seinen Nähen
nur so sachte beiher gehen
und auf dieser niedern Flur
folgen meines Hirten Spur.

In dem Früh- und Abendtau
einer immergrünen Au
schlaf ich und erwache wieder,
setz mich zu der Herde nieder
in das saftigste Revier
und ihr Brünnlein quillt auch mir.

Drückt mich meine kleine Last
und ich brauche Ruh und Rast,
darf sein Schäflein ohn Bedenken
in des Hirten Schoß sich senken,
kriegt an seiner milden Brust
wieder neue Arbeitslust.

Sollt ich nun nicht fröhlich sein,
ich beglücktes Schäfelein?
Denn nach diesen schönen Tagen
werd ich endlich heimgetragen
in des guten Hirten Schoß.
Amen, ja, mein Glück ist groß.

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