Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
Es ging die Lesbia in einem Schäferkleide
Als Hirtin, wie es schien, der Seelen, über Feld,
Es schaute sie mit Lust das Auge dieser Welt,
Es neigte sich vor ihr das trächtige Getreide;
Es kriegte meine Lust auch wieder neue Weide
Von wegen dieser Brust, das Venus Wache hält;
Der Schultern, wo sich zeigt der Lieblichkeit Behält;
Und dann der Schönen Schoß, des Hafens aller Freude.
Ich sprach: Ach Lesbia! wie zierlich geht dein Fuß,
Daß Juno, wie mich deucht, sich selbst entfärben muß,
Und Phöbus dich zu sehn verjüngt die alte Kerze;
Nicht glaube Lesbia, daß du den Boden rührst,
Und den geschwinden Fuß auf Gras und Blumen führst,
Es geht ein jeder Tritt auf mein verwundtes Herze.
hier ist noch eine Version in der Orthografie der Barockzeit:
Es gieng die Lesbia in einem schäfer-kleide
Als Hirtin / wie es schien / der seelen / über feld /
Es schaute sie mit lust das auge dieser welt /
Es neigte sich vor ihr das trächtige gedraide;
Es kriegte meine lust auch wieder neue weyde
Von wegen dieser brust / das Venus wache hält;
Der schultern / wo sich zeigt der lieblichkeit behält;
Und dann der schönen schoos / des hafens aller freude.
Ich sprach: ach Lesbia! wie zierlich geht dein fuß /
Daß Juno / wie mich deucht / sich selbst entfärben muß /
Und Phöbus dich zu sehn verjüngt die alte kerze;
Nicht glaube Lesbia / daß du den boden rührst /
Und den geschwinden fuß auf graß und blumen führst /
Es geht ein ieder tritt auf mein verwundtes herze.
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