Ricarda Huch

Zwei Gärten

Schwer von Jasminduft, weht aus dunklen Gärten
Der Mittagswind:
Ich denke euer, die ihr Spielgefährten
Mir wart als Kind.

Der Tulpenbaum mit grünen Blumenbechern,
Drin Nektar quillt,
Der gute Birnbaum, der uns kleinen Zechern
Die Hand gefüllt.

Vorüber eilt man scheu dem feuchten Grunde,
Wo moosbefleckt,
Dämonenbös mit schwarzem Schlangenmunde
Der Brunnen schreckt.

Ein Ton von Bienen, die den Honig mischen,
Summt überall,
Unendlich klagt des Nachts aus Duftgebüschen
Die Nachtigall.

Ein Garten war, da blühten Georginen
Im Purpurflor
Und Sonnenblumen mit des Cherubs Mienen
Am offnen Tor.

Mohnpuppen kamen auch, die schön berockten,
im grünen Schal,
wenn die Holunderblütenküchlein lockten,
zu duftgem Mal.

Der weiße Elefant verbarg im Grase
sein Rosenrohr,
das rote Bällchen sich als Seifenblase
im Blau verlor.

Es weht mich an, Erinnerungen trunken,
der Mittagswind.
An alte Gärten denk ich, die versunken
auf immer sind.

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