Gertrud Kolmar
Komm, wir wollen unter Bäume gehn,
Die voll blanker Gummibälle hängen,
Zu den Sträuchern, da sich Gerten drängen
Und als Blüten rote Kreisel drehn.
Komm, wir wollen in den Garten gehn,
Wo die kleinen Sammettiere weiden,
Viele Puppen, gelb- und lilaseiden,
Schlank auf feingeharkten Beeten stehn.
Blaue Hühner, die es gar nicht gibt,
Silberkämmig, suchen deine Hände,
Nehmen Bröckelbrot und Körnerspende,
Furchtlos dankbar, weil das Kind sie liebt.
Aus der Düne, die am Meere steigt,
Kriechen Eimer, Kuchenform und Schippe,
Tritonshorn, das ungeübter Lippe
Seine allerschönsten Lieder zeigt.
Eisenbahnen stampfen ihren Reim,
Winken fröhlich mit zerzausten Haaren.
Willst du um den braunen Felsen fahren?
Jede Reise bringt dich wieder heim.
Denn vom Felsen springt Granatenwein,
Brausen Himbeer und Zitronenwässer;
Grüne Maitrankblätter füllen Fässer,
Und das Honigkissen schwillt am Stein.
Koste, liebes Herz, und laß uns gehn,
Ampel zünden, Spiegeleier braten,
Deine Strümpfchen stopfen und beraten,
Was wir miteinander angesehn.
Gedichtinterpretationen
-
Gedichtanalysen
-
Bücher von und über Gertrud Kolmar
audible-Hörbücher KOSTENLOS testen