Selma Meerbaum-Eisinger
Ich wiege und wiege und wiege mich ein
mit Träumen bei Tag und bei Nacht
und trinke den selben betäubenden Wein
wie der, der schläft, wenn er wacht.
Ich singe und singe und sing' mir ein Lied,
ein Lied von Hoffnung und Glück,
ich sing' es wie der, der geht und nicht sieht,
dass er nimmermehr gehn kann zurück.
Ich sage und sage und sag' mir die Mär,
die Mär vom Liebesgeflecht,
ich sage sie mir und glaub' doch nicht mehr
und weiß doch: das Ende ist schlecht.
Ich spiele und spiele mir die Melodei
der Tage, die nicht mehr sind,
und mache mich von der Wahrheit frei
und tue, als wäre ich blind.
Ich lache und lache und lache mich aus
ob dieses meines Spiels.
Und spinne doch Träume, so wirr und so kraus,
so bar eines jeden Ziels.
(1941)
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