Friedrich Rückert
Es kamen grüne Vögelein
Geflogen her vom Himmel
Und setzten sich im Sonnenschein,
Im fröhlichen Gewimmel,
All' an des Baumes Äste,
Und saßen da so feste,
Als ob sie angewachsen sei'n.
Sie schaukelten in Lüften lau
Auf ihren schwanken Zweigen,
Sie aßen Licht und tranken Tau
Und wollten auch nicht schweigen,
Sie sangen leise, leise,
Auf ihre stille Weise
Von Sonnenschein und Himmelblau.
Wenn Wetternacht auf Wolken saß
So schwirrten sie erschrocken,
Sie wurden von dem Regen naß
Und wurden wieder trocken,
Die Tropfen rannen nieder
Vom grünenden Gefieder
Und desto grüner wurde das.
Da kam am Tag der scharfe Strahl,
Ihr grünes Kleid zu sengen,
Und nächtlich kam der Frost einmal,
Mit Reif es zu besprengen.
Die armen Vöglein froren,
Ihr Frohsinn war verloren,
Ihr grünes Kleid ward bunt und fahl.
Da trat ein starker Mann zum Baum
Und hub ihn an zu schütteln,
Vom oberen bis zum unteren Raum
Mit Schauer zu durchrütteln,
Die bunten Vöglein girrten
Und auseinander schwirrten,
Wohin sie flogen, weiß man kaum.
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