Franz Werfel
An diesem Kreuzweg, abendlich umlauert,
Gewahr ich plötzlich, wie mein Leben dauert.
Ich hör in mir die Zeit, die schafft und mauert,
Gleichgültig innen Schlag an Schlag erschallen.
Das Tier des Daseins hat mich überfallen,
Ein Atem geht, der groß mich überstreicht,
Auf meiner Schulter, riesenhaft und leicht,
Sitzt es mir vogelfern und endlos eingekauert.
Und um mich Sternensturz und Fels und Baum
Gehn ihres Weges und wandeln Traum in Traum.
Ich Überträumter, wie ich steh und stehe,
Fühl ich mich an, und weiß, daß ich mich drehe.
Gedreht mit andern fahr ich hin,
Und weiß nur eins: Es ist kein Sinn
In dem Ichbin!
Ichbin ist um mich. Ich bin eingeschlossen,
Und Unentrinnbar ist der zweite Name der Welt!
Zerbräch' ich mich, wär ich nicht ausgegossen,
Nur neu in den verruchten Tanz gestellt!
Denn All ist alles,
Kein Loch in der Zeit,
Kein Raum hinter der Unendlichkeit.
Ach, wie unsäglich unverknüpft
Mir jedes Ding vorüberhüpft!
Der eitle Sturm, der eitle Wald,
Der eitle Ich vorüberwallt!
Niemals ein Mein,
Immer nur Sein!
Will ich was halten,
Löst sich und bricht's.
Von den Gestalten
Nichts kann ich halten,
Nicht einmal Nichts.
Flucht ist mir nicht gegeben,
Wohin ich mich wende, Leben!
So will ich mich denn verweben
Ins Ewige, ins Allein!
Auf dieser Erde eben
Sitzen und sein und schrein!!
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