II. NACHDENKLICHES UND BESCHAULICHES
Wie hat Natur die Erde reich gemacht,
Besponnen sie mit Blumen und mit Grün
Und mit des Waldes zweigendem Geäst
Die kahlen Felsen selbst mit Moos bemalt
Und buntgefärbten Flechten.
Alles rings
So reich und schön. Wohin das Auge dringt
Und flehend sich in's Einzelne vertieft,
Erfreut es sich am holden Wechselspiele
Von Blüthen und Geblätter.
Tausendfach,
Millionenfach verschieden Form und Farbe.
Wie zierlich schaun aus rispenreichem Gras
Die Mäulerchen, die Glöckchen, und die Sterne,
Hier hält die Eine Tellerchen empor
Wie bittend um der Sonne goldnen Schein,
Die Andre trotzig, stachelzweigbewehrt,
Mit rothem Antlitz schaut aus dorn'ger Kappe!
Hier ist ein Goldschein in das Gras gefärbt,
Und dort ein blaues Leuchten eingewoben,
Und hier das Grün von Purpur überglüht!
Auf dunkeln Wassern schwimmt's im Silberschein
Und goldne Krönlein tauchen aus der Fluth –
Es grünt am Grund mit zierlichem Gefieder
Und rauscht am Ufer federnbuschgeschmückt,
Allüberall – selbst ödem Dünensand
Entringt sich froh ein strotzendes Geschlecht,
Und kluge Pflänzchen spinnen ihre Ranken.
Indess die Wurzel in der Tiefe saugt.
Vielfältig sind die einen ausgebreitet:
Wohin das Auge schaut, da nicken sie.
Doch einsam nur und selten blühn die andern.
Vielleicht in eines Thales stillem Grund,
Wohin dein Schritt sich träumerisch verlor
Als wie ein Märchenwunder steht sie da,
Des holden Zaubers voll, die blaue Blume:
Bescheiden, fromm, der Schönheit unbewusst.
Solch eine Wunderblume kenn' ich wohl!
Sie blüht, wo zwei sich zu einander finden,
Verständniss zu Verständniss sich gesellt,
Und was im Einen tönt, im Andern klingt
Und wiederhallt. Ach, seltner blüht sie wohl,
Als mancher weiss und denkt:
Ein gut Gedeihn,
Das soll mein Wunsch für diese Blume sein! –
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