IV. Mären, Geschichten und Schwänke
Ein Winterabend still und kalt. –
Drei Kinder wandern durch den Wald.
Sie gingen schon oft den Weg allein –
Heut flimmert der Mond mit irrem Schein.
Der Pfad, der sonst so kurz nach Haus, –
Heut mündet er nimmer zum Wald hinaus.
Die kleinen Beinchen schreiten voran.
Da ragt empor der finstre Tann.
Sie laufen zurück und hin und her –
Sie finden im Schnee den Weg nicht mehr.
Es weinen die Kleinsten, wohl irrten sie weit,
Kalt ist die Nacht, und Schlafenszeit!
Sieh dort, unter Wurzeln ein trocknes Hohl,
Da bettet das Schwesterchen Beide wohl.
Trägt Moos und Laub zu ihrer Ruh
Und deckt mit dem eignen Tüchlein sie zu.
Die Nacht ist kalt, vom Mond erhellt, –
Es funkeln die Sterne am Himmelszelt.
Man sie gesucht mit Rufen und Schrein,
Man hat sie gefunden beim Morgenschein.
Die beiden Kleinen, sie schlafen fest,
Aneinandergeschmiegt im warmen Nest.
Den Arm gerafft voll Laub und Moos,
So fand man die andere bewegungslos.
So lag sie im Schnee – die Wangen rot,
Die hatte geküsst der eisige Tod.
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