Gottfried August Bürger
Ei! schönen guten Abend dort am Himmel!
Man freuet sich, Ihn noch fein wohl zu sehn.
Willkommen mir, vor allem Sterngewimmel!
Vor allem Sterngewimmel lieb und schön! –
Was lächelst du so bittlich her, mein Teurer?
Willst du vielleicht so was von Sing und Sang?
Ganz recht! Wofür auch wär ich sonst der Leirer,
Des Saitenspiel bisher – so so! – noch klang?
Es wäre ja nicht halb mir zu verzeihen,
Das muß ich selbst treuherzig eingestehn,
Da alle Dichter dir ein Scherflein weihen,
Wollt ich allein dich stumm vorüber gehn.
Auch bist dus wert, mein sanfter, holder, lieber ---
Ich weiß nicht recht, wie ich dich nennen soll?
Mann oder Weib? – Schon lange war ich über
Und über deines warmen Lobes voll.
So wissens dann die Jungen und die Alten,
Was immerdar auch meine Wenigkeit
Vom schönen lieben Monde hat gehalten,
Und halten wird in alle Ewigkeit!
Die Sonn ist zwar die Königin der Erden.
Das sei hiermit höchstfeierlich erklärt!
Ich wäre ja von ihr beglänzt zu werden,
Verneint ich dies, nicht eine Stunde wert.
Wer aber kann, wann sie im Strahlenwagen
Einher an blauer Himmelstraße zieht,
Die Glorie in seinem Aug ertragen,
Die ihre königliche Stirn umglüht?
Du, lieber Mond, bist schwächer zwar und kleiner,
Ein Kleid, nur recht und schlecht, bekleidet dich;
Allein du bist so mehr wie unsereiner,
Und dieses ist gerade recht für mich.
Ich würde mich fürwahr nicht unterstehen,
Mit ihrer hocherhabnen Majestät
So brüderlich und traulich umzugehen,
Wie man noch wohl mit dir sich untersteht.
Die Sonne mag uns tausend Segen schenken.
Das wissen wir und dankens herzlich ihr.
Doch weiß sie auch es wieder einzutränken,
Und sengt und brennt oft desto baß dafür.
Du aber, aller Kreaturen Freude!
Den jeder Mund so treu und froh begrüßt,
Bist immer gut, tust nimmer was zuleide,
Kein Biedermann hat je durch dich gebüßt.
Wär ohne sie die Welt nur hell und heiter,
Und frör es nur nicht lauter Eis und Stein,
Und Wein und Korn und Obst gediehe weiter,
Wer weiß? so ließ' ich Sonne Sonne sein.
Dich ließ' ich mir in Ewigkeit nicht nehmen,
Wofern mein armes Nein was gelten kann.
Ich würde bis zum Kranken mich zergrämen,
Verlör ich dich, du trauter Nachtkumpan!
Wen hätt ich sonst, wann um die Zeit der Rosen
Zur Mitternacht mein Gang ums Dörfchen irrt,
Mit dem ich so viel Liebes könnte kosen,
Als hin und her mit dir gekoset wird?
Wen hätt ich sonst, wann überlange Nächte
Entschlummern mich, du weißt wohl was, nicht läßt,
Dem alles ich so klagen könnt und möchte,
Was für ein Weh mein krankes Herz zerpreßt?
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