Ferdinand Freiligrath
Wenn traulich mit schimmernden Flocken
Der Winter die Erde bestreut,
Und rings die metallenen Glocken
Sich regen zum Weihnachtsgeläut'
Dann senkt sich auf goldigem Wagen
Das Christkind zur Erde herab.
Von rosigen Wolken getragen.
Im Händchen den silbernen Stab.
Von purpurnem Samt ist sein Röckchen,
Das Krönlein von edlem Gestein,
Und über den wallenden Löckchen
Glänzt blendend ein Heiligenschein.
Und Engel mit farbigen Schwingen
Umringen das liebliche Kind,
Und zitternde Glöckchen erklingen,
Und huldigend flüstert der Wind.
So naht es der Erde Revieren
Mit strahlendem, bunten Gespann
Es öffnen von selbst sich die Türen,
Pocht leise sein Fingerchen an.
Und springen die Pforten, die Riegel,
Bewältigt vom himmlischen Schein,
Dann schwebt es mit leuchtendem Flügel
In Häuser und Hütten hinein.
Es sieht nach den schlafenden Kindern,
Und küßt sie voll Inbrunst und spricht
Schlaft ruhig, ihr möchtet mich hindern.
Schlaft ruhig und störet mich nicht.
Drauf trägt es in jegliches Zimmer
Den prangenden, duftenden Baum.
Wie schmücken mit leuchtendem Schimmer
Die Kerzen der Zweigelein Saum.
Wie funkeln die herrlichen Gaben.
Wer hat sich wohl Schön'res gedacht.
Es weiß, was die Kinder gern haben,
Das hat es denn alles gebracht.
O freut euch. Zu uns auch die Räder
Des Wägeleins hat es gelenkt.
O juble und freue sich jeder.
Wie reich find auch wir heut' beschenkt.
Ertöne melodisch, in leisen
Akkorden, o Weihnachtsgesang.
Christkindchen, empfange der Waisen,
Der Glücklichen, innigen Dank.
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