Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Komm Trost der Nacht, o Nachtigall!
Laß deine Stimm mit Freudenschall
Aufs lieblichste erklingen;
Komm, komm und lob den Schöpfer dein,
Weil andre Vöglein schlafen sein
Und nicht mehr mögen singen.
Laß dein Stimmlein
Laut erschallen, dann vor allen
Kanstu loben
Gott im Himmel hoch dort oben.
Ob schon ist hin der Sonnenschein
Und wir im Finstern müssen sein,
So können wir doch singen:
Von Gottes Güt und seiner Macht,
Weil uns kann hindern keine Nacht,
Sein Lob zu vollenbringen.
Drum dein Stimmlein
Laß erschallen, dann vor allen
Kanstu loben
Gott im Himmel hoch dort oben.
Echo, der wilde Widerhall
Will sein bei diesem Freudenschall
Und lasset sich auch hören;
Verweist uns alle Müdigkeit,
Der wir ergeben allezeit,
Lehrt uns den Schlaf betören.
Drum dein Stimmlein
Laß erschallen, dann vor allen
Kanstu loben
Gott im Himmel hoch dort oben.
Die Sterne, so am Himmel stehn,
Lassen sich zum Lob Gottes sehn
Und tun ihm Ehr beweisen;
Die Eul' auch, die nicht singen kann,
Zeigt doch mit ihrem Heulen an,
Daß sie Gott auch tu preisen.
Drum dein Stimmlein
Laß erschallen, dann vor allen
Kanstu loben
Gott im Himmel hoch dort oben.
Nur her mein liebstes Vögelein,
Wir wollen nicht die Faulste sein
Und schlafend liegen bleiben;
Sondern bis daß die Morgenröt'
Erfreuet diese Wälder-Öd
Im Lob Gottes vertreiben.
Laß dein Stimmlein
Laut erschallen, dann vor allen
Kanstu loben
Gott im Himmel hoch dort oben.
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