Hans Leifhelm

Herbstelegie

Schon zerblättert Mais im Wind,
Schon geht sirrend die Sense durchs Feld,
Aus dem Walde der Elsterruf gellt,
Wenn der nebelnde Morgen beginnt.
Und die Sonne kommt blutig herauf
Aus den kämpfenden Tiefen der Nacht,
Wo das lautlose Wintertier wacht
Und sich anschickt zum eisigen Lauf.

Doch der Tag will noch einmal erblühn,
Dieses Tal hält noch sommerlich Rast,
Eh das prangende Leben verblaßt,
Eh die Steinnelken purpurn versprühn.
Oh du Mittag am glühenden Rain,
Wenn die Grille den Geistertakt spinnt,
Wenn die Weinbeere drängend verrinnt,
Wenn die Eidechse zuckt im Gestein.

Aus der Ferne das Windrad erklingt
Wie Musik im verlassenen Land,
Immerzu als ein tönendes Band,
Das den fliehenden Sommer umschlingt.
In verträumter Kadenz perlt der Klang
Wie ein Lied aus vergessener Zeit,
Hügel ab, hügelan, nah und weit,
Wandert magischen Echos Gesang.

Frühe Dämmerung grenzenlos fällt,
Grüne Schlange entflieht in den Wald,
Glück und Leid sinken hin ohne Halt,
Unter Herbststernen wandelt die Welt.
In den Farben des Untergangs brennt
Des Gebirges opalener Kreis,
Bis der Reif alles deckt still und weiß,
Bis das Herz keine Stätte mehr kennt.

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