Nikolaus Lenau

Der Eichwald

Ich trat in einen heilig düstern
Eichwald, da hört ich leis und lind
Ein Bächlein unter Blumen flüstern,
Wie das Gebet von einem Kind.

Und mich ergriff ein süßes Grauen,
Es rauscht der Wald geheimnisvoll,
Als möcht er mir was anvertrauen,
Das noch mein Herz nicht wissen soll;

Als möcht er heimlich mir entdecken,
Was Gottes Liebe sinnt und will:
Doch schien er plötzlich zu erschrecken
Vor Gottes Näh – und wurde still.

Quelle:
„Vom Reichtum der deutschen Seele – Ein Hausbuch deutscher Lyrik“
hrsg. v. Georg Virnsberg, verlegt bei Dollheimer, Leipzig, 1928

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