Ferdinand von Saar

Winterabend

Wie muß der Tag sich neigen
Im Winter, ach, so bald,
Ein tiefes, mildes Schweigen
Liegt über Flur und Wald.

Am Himmel noch ein Schimmern,
Ein letztes, doch kein Stern,
Trübrote Lichter flimmern
Aus Hütten still und fern.

Und trüb und immer trüber
Der Landschaft weiter Kreis,
Es zieht der Bach vorüber
Eintönig unter'm Eis.

Horch – welch ein leises Beben
Urplötzlich in der Luft?
Geheimnißvolles Weben,
Geheimnißvoller Duft!

Wie ferne, ferne Glocken
Erklingt's – so wohl – so weh' –:
Da fällt in dichten Flocken
Zur Erde sanft der Schnee.

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