Friedrich Wilhelm August Schmidt
An Henrietten
Die liebe Fensterschwalbe flieht,
Und auf die Stoppelfelder zieht
Ein lauter Schwarm von Dohlen.
Schon saust der Wind so naß und kalt,
Und wird aus meinem Gärtchen bald
Die letzten Blätter holen.
Die Rasenbank, und selbst der Ort,
Wo du geruht, ist bald verdorrt;
Schon lange sind verschwunden
Stiefmutter, Ros' und Rittersporn;
Am Zaune welkt der Schotendorn,
Den du so hübsch gefunden.
Von jener Bohnenlaube, wo
Von Lauschern fern so keusch und froh
Wir in die Arm' uns sanken,
Wo Seelenlieb' uns innigfest
Vereint, besteht der ganze Rest
Aus wenig gelben Ranken.
Die Schwalbe flieht; das Blatt verdirbt;
Der Rasen und die Blume stirbt;
Laß fliehen hin! laß sterben!
O Mädchen! jenes feste Band,
Das Lieb' uns um die Herzen wand,
Kann ewig nicht verderben.
Du hast ein Stübchen warm und dicht,
Da schadet dir der Winter nicht,
Und tät' er noch so böse;
Da siehst du still den Flocken zu,
Und Abends wiegt in süße Ruh
Dich seines Sturms Getöse.
Sei's draußen noch so rauh und kalt:
An deinem Fenster hast du bald
Den Lenz in bunten Töpfchen:
Um Weihnacht, welche Freude! Strebt
Empor die Hyacinth', erhebt
Die Tulp' ihr grünes Köpfchen.
Nach Ostern, wann die Unke ruft,
Wann in der lauen Frühlingsluft
Die Himbeern wieder sprießen:
Dann wird mein Gärtchen hold und froh
Dein schönes blaues Auge, so,
Wie vorges Jahr, begrüßen.
Und kommt der schöne, warme Mai,
Und bringt uns Blümchen mancherlei,
Und bunte Vogeleier:
Dann steckst du, süßes Mädchen! Hier
Die ersten Erdbeerblüten dir
An deinen Busenschleier.
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