Theodor Storm
Es rauscht, die gelben Blätter fliegen,
am Himmel steht ein falber Schein;
du schauerst leis und drückst dich fester
in deines Mannes Arm hinein.
Was nun von Halm zu Halme wandelt,
was nach den letzten Blumen greift,
hat heimlich im Vorübergehen
auch dein geliebtes Haupt gestreift.
Doch reißen auch die zarten Fäden,
die warme Nacht auf Wiesen spann –
es ist der Sommer nur, der scheidet;
was geht denn uns der Sommer an!
Du legst die Hand an meine Stirne
und schaust mir prüfend ins Gesicht;
aus deinen milden Frauenaugen
bricht gar zu melancholisch Licht.
Erlosch auch hier ein Duft, ein Schimmer,
ein Rätsel, das dich einst bewegt,
daß du in meine Hand gefangen
die freie Mädchenhand gelegt?
O schaudre nicht! Ob auch unmerklich
der hellste Sonnenschein verrann –
es ist der Sommer nur, der scheidet;
was geht denn uns der Sommer an!
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