Franz Werfel

Der große Kauz

Was ruft er mir zu
Der schwebende Kauz
Mit dem suchenden U
Des klagenden Lauts?
Wie ich sein harr,
Verlischt das Gequarr,
Das Gezwitscher umher.
Er aber starr
Schwimmt durch das Abendmeer.

Das Licht schon verloht,
Es verbrandet der Brand.
Vollendet der Tod!
Aus dem Horstkranz der Wand,
Die noch brenzelt und gleißt,
Wo der Rufende wohnt,
Fuhr er auf, der nun kreist
Wie ein offenes O
Wie ein schwarz zerbrechlicher Mond.

Ich hör seines Rufs
Toddurchdringenden Schrei,
Seh des hexenden Flugs
Heran und Vorbei,
Und kann nicht verstehn
Den verkündeten Sinn.
Doch zieht's mich oft hin
Zu dem Dämmer-Fels dort,
Als wär' ich bestellt
Zu erhorchen das Wort
Überm nachtenden Abgrund der Welt.

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